Die erste urkundliche Erwähnung der Rodentelgenkapelle reicht in  das Jahr 1424 zurück. 1464 wird die Kapelle bei einem Ruhrhochwasser fast vollständig zerstört. Im 17. Jahrhundert ist die Kapelle ein im Sauerland bekannter Wallfahrtsort. Deshalb wird sie 1659 auf die  doppelte Größe erweitert. Aus dieser Zeit stammen auch die Holzschnitzereien mit den beiden Kirchenpatroninnen Maria Magdalena und Lucia im Fachwerkgiebel auf der Ostseite. Leider kann man ihn nur bei einer Führung in der Kapelle besichtigen.

2009 war der Abriss der Kapelle schon so gut wie beschlossen. Doch es gelang, was zu diesem Zeitpunkt niemand für möglich gehalten hätte. Ehrenamtliches Engagement rettete die Kapelle. Nach einer aufwendigen Innensanierung in den Jahren 2016–2018 folgte 2020–2021 eine umfangreiche Außeninstandsetzung. Heute ist die Rodentelgenkapelle ein Ort mit vielfältigem Potenzial – Ausstellungen, Schul- und Theateraufführungen, Konzerte, Lesungen und Tagungen finden hier statt.

Ein Tag im Leben des Fuhrunternehmers Friedrich A. Clute-Simon

Die kleine Kapelle driäget ´nen echt seltsamen Namen. Heißt wohl so viel wie „Kapelle zu den Roten Eichen“, Telgen iss so’n altes Wort für „Eichen“. Die iss schon n’ paar hundert Jahre alt. Wahrscheinlich stand hier mal n’ Eichenwald. Die Leute in Bruchhausen erzählen, dass sie schon im 15. Jahrhundert vorhanden war und von ihren Vorfahren wegen ´ner schlimmen Epidemie gebaut worden ist. Man spricht von ’de „Roten Ruhr“ – übler Durchfall, sin viele dabei däot gegangen. Die Schutzpatroninnen Heilige Magdalena und Lucia sollten aufpassen, dätt nix mehr passiert. Iss aber immer (liuter) wier kümmet, dät Hochwasser von´de Ruhr – schwupp’ war datt lütte Kapelleken wier kaputt und die Heiligenfigürkes schwammen imme Water. Dät hamm’ se aber immer wieder hingekricht die fleißigen Leute hier. Die beiden Patroninnen sin sogar in den oberen Balken im Fachwerk verewicht – richtich schön reingeschnitzt die beiden Frauluie.

Der Bösterling-Bauer hat mir do mal so´n Döneken erzählt, dass sich hier schon vor vielen Hunnert Johren an der Kapelle ein Einsiedler niedergelassen hat – fromm und bescheiden und en truien Keerl – hat Gottesdienst gehalten, den Blagen dätt Lesen und Schreiben und Rechnen beigebracht, die vielen Pilger betreut und an manchen Tagen auch Prozessionen zum Beispiel von Hüsten empfangen. Der letzte Eremit hier an’de Kapelle war Bruder Josef – oder Jupp, den kannte hier wohl jeder.

Audio-Guide

Station 6
Rodentelgenkapelle

Texte: Klein und Neumann | Bernhard Padberg
Sprecher: Markus Haase | Produktion: tonpunktstudio