History Apparatus

von Julius von Bismarck

Warum haben die Arnsberger diesen alten Baum, der mittig auf dem Neumarkt stand, abgehackt?

Hat hier wirklich solch ein großer Baum gestanden?

Dies sind häufig gestellte Fragen von Besuchern aber auch Einheimischen, wenn sie den Baumstumpf sehen, der sorgfältig ins Kopfsteinpflaster eingefügt ist.

Verdattert schaut der Besucher auf die Baumscheibe, sieht die vielen Jahresringe und blickt dann in die Höhe. Wie hoch muss der Baum gewesen sein, bei solcher Dicke des Stammes?

Diese Verwirrung und Überlegungen sind gewollt und Julius von Bismarck würde sich freuen, wenn er die Leute mit dem Kopf im Nacken vor seinem Kunstwerk stehen sehen würde.

Ein ca. 400 Jahre alter Kastanienbaum gilt als stummer Zeitzeuge, als Garant für Kontinuität und als historischer Treffpunkt in kleinen Städten. Und doch ist die Situation manipuliert: über der Tiefgarage hat nie ein Baum gestanden.

History Apparatus ist eine analoge Manipulation in unserem digitalen Zeitalter, ein hinterfragendes Wechselspiel zwischen Realitätskonstruktion und Naturwahrnehmung. Ein alter Baumstumpf imaginiert im Kopf des Betrachters die Idee eines mächtigen Baums mit grüner, prächtig belaubter Baumkrone.

Dieses Werk verdeutlicht einmal mehr, dass zeitgenössische Kunst im Kopf des Betrachters stattfindet.

Der Baumstumpf von Bismarck gilt seit April 2014 als Relikt einer fiktiven Wirklichkeit, ein Bodendenkmal, das postum in die Geschichte Arnsbergs hinein geschrieben wurde.